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Die Tradition der mallorquinischen Eremiten geht auf eine der interessantesten Persönlichkeiten der Insel zurück: Der Ende 1232 oder zu Beginn des Jahre 1233 geborene Ramon Llull durchlebte – ähnlich wie der heilige Franziskus – eine durchaus sinnesfreudige Jugendzeit, u. a. als Page am Hofe König Jaumes I. Mit 25 Jahren heiratete er. Wenig später leiteten ihn Visionen vom Kreuzesstod Christi endgültig auf den Pfad der Tugend.

Am Ende des 13. Jahrhunderts zog sich Ramon Llull in eine Höhle auf dem Berg von Randa zurück (man findet sie noch unterhalb des heutigen Heiligtums auf dem Gipfel). In der Folge widmete er sich der Missionierung der Andersgläubigen, allerdings nicht mit dem Schwert, sondern mit der Kraft der Logik. Seine Reisen führten ihn nach Afrika und bis Zypern.

Um die Menschen zu überzeugen, erlernte er die arabische Sprache und konstruierte eine „Wahrheitsmaschine“, in der Computerwissenschafter erste Anzeichen der Informatik sehen: Mittels dreier Rechenscheiben kam er zu Rückschlüssen nach der Logik der Computertheorie („wenn – dann“). Daneben wirkte er auch als Schriftsteller und Poet, Philosoph und Wissenschafter.

Weil er zahlreiche seiner 260 Schriften über verschiedenste Themen nicht – wie damals üblich – in lateinischer Sprache, sondern auf Katalanisch schrieb, wird er bis heute als Symbolfigur katalanischer Eigenständigkeit verehrt. Er hatte aber auch großen Einfluss auf die europäische Philosophie.

Ramon Llull starb 1316 – der Legende nach steinigte man ihn in Nordafrika – und wurde in der Kirche Sant Francesç in Palma beigesetzt. Ein Denkmal des großen Mallorquiners steht am Hafen der Hauptstadt, unterhalb des Palau de l’Almudaina, ein weiteres im Garten vor dem Santuari de Cura hoch über Randa.

Eine Wanderung auf den Spuren von Ramon Llull finden Sie hier.

Fotos
Oben: das Denkmal des Philosophen im Santuari de Cura
Rechts: Auch Palma ehrte Ramon Llull mit einem Denkmal (vor dem Hafen). Darunter sehen Sie die Höhle auf dem Berg von Randa, in die er sich für einige Zeit zurückgezogen haben soll.