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Er war wohl der erste „Aussteiger“ auf Mallorca:  „Geboren am 4. August 1847 zu Florenz als dritter Sohn des Großherzogs Leopold II. von Toscana, k.k. Oberst und Regimentsinhaber“, so vermeldet der Brockhaus in seiner Ausgabe von 1901 über Erzherzog Ludwig Salvator von Habsburg-Lothringen, „widmete sich früh mit Vorliebe dem Studium der Naturwissenschaften. Er verwendete seine Einkünfte hauptsächlich zu wissenschaftlichen Zwecken, besonders zu Forschungsreisen im Mittelmeergebiet, nach Amerika, Afrika und Australien auf seiner eigenen Yacht. Er verfasste mehrere von ihm selbst illustrierte, anonym und meist nur als Manuskript gedruckte Prachtwerke ...“ So ist dem hochgebildeten Österreicher – er beherrschte 15 Sprachen, darunter natürlich català – die bis heute umfassendste Mallorca-Monografie zu verdanken: „Die Balearen in Wort und Bild geschildert“, ein siebenbändiges Monumentalwerk.

Im Lauf seines Lebens erwarb der Erzherzog mehrere Landgüter in den Gemeinden Valldemossa und Deià, darunter Son Marroig samt der Halbinsel Sa Foradada und dem halben Teix-Massiv. Auf seinem fast zehn Kilometer großen Besitz durfte angeblich kein Olivenbaum umgehackt und kein Tier getötet werden. Nach Angaben seiner Nichte Louise soll der hohe Herr „in Sandalen und weiten Leinenhosen wie ein Bauer mit sonnenverbranntem Gesicht in seinem eigenen Weinberg“ gearbeitet haben.

Um dieses Naturparadies durchstreifen und überblicken zu können, ließ er zahlreiche Wege und gemauerte Aussichtsplätze anlegen, darunter den abenteuerlichen „Reitweg“ über den Felsgrat des Caragolí, der genau über Son Marroig mit 200 Meter hohen Wänden abbricht.

Das "Reich" des Erzherzogs hat nicht nur zahlreiche Besucher – darunter namhafte Künstler und Wissenschafter –, sondern auch seine Cousine fasziniert: Die naturverbundene Kaiserin Elisabeth von Österreich war zu Weihnachten 1892 und Ende Januar/Anfang Februar des darauffolgenden Jahres auf Mallorca zu Gast – und das, obwohl der Erzherzog am Wiener Hof als Sonderling verschrien war und mit den wildesten Gerüchten in Zusammenhang gebracht wurde. Tatsächlich sind die Beziehungen des lebenslänglichen Junggesellen zum weiblichen Geschlecht legendenumrankt. Die Tischlerstochter Catalina Homar machte er jedenfalls zur Verwalterin der Estaca; er nahm sie auf etliche Reisen mit und lehrte sie mehrere Sprachen.

Erzherzog Ludwig Salvator starb, nachdem ihn der erste Weltkrieg aus seinem Paradies vertrieben hatte, am 12. Oktober 1915 auf seinem Heimatschloss Brandeis bei Prag. Sein letztes Buch - „Auslug- und Wachtürme Mallorcas“ – erschien posthum im Jahr darauf. Während der Habsburger-Spross schon in der österreichisch-ungarischen Monarchie kaum bekannt war, ist er auf Mallorca als "arxiduc" noch heute jedem Kind geläufig: Es gibt hier kaum eine Gemeinde, in der nicht eine Straße nach ihm benannt wäre.

Museen und Ausstellungen über Erzherzog Ludwig Salvator
• Miramar
• Son Marroig
• Die Kartause von Valldemossa
• Kulturzentrum Costa Nord, Valldemossa

Erzherzog Ludwig Salvator im www
Neben dem Faksimile-Nachdruck der zweibändigen Volksausgabe "Die Balearen geschildert in Wort und Bild", die der Immobilienmakler Mathias Kühn vor einigen Jahren herausgegeben hat, findet man die peniblen Beobachtungen des Erzherzogs nun auch im Internet. Der Wiener Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Löhnert, der sich seit Jahren dem Andenken und dem Werk Erzherzog Ludwig Salvators widmet, präsentiert dieses Werk auf der Website der Erzherzog-Ludwig-Salvator-Gesellschaft – und zwar Seite für Seite. Auch die anderen Bücher des Forschers, Kapitäns, Wissenschaftlers, Künstlers, Visionärs, Pazifisten und Naturschützers sollen auf diese Weise zugänglich werden. Weiter Infos finden Sie auf der höchst informativen Website der Erzherzog-Ludwig-Gesellschaft.

Fotos
Oben: der Erzherzog in jugendlichem Alter (Bild auf Son Marroig)
Rechts: die Büste des einstigen Hausherrn im ersten Stock des Herrenhauses von Son Marroig, der Titel eines Bandes der "Balearen", der kleine Tempel in Son Marroig, ein Foto seines Dampfschiffes Nixe II und eine Aufnahme von Catalina Homar